Feministisch streiken!

Gegen Kapitalismus und Patriarchat – 8. März 2021

Am 8. März, am weltweiten Frauenkampftag, kämpfen wir gemeinsam gegen Ausbeutung und Unterdrückung.

 

Wir kämpfen gegen das Zur-Frau-Gemacht-Werden, gegen die Rolle der Ausgebeuteten und Unterdrückten Frau, die uns zugewiesen wird, ganz egal ob wir uns selbst als Frau fühlen oder nicht. Dieser Kampf ist deshalb unmittelbar mit den Kämpfen von Trans-, Inter- und nichtbinären Personen verknüpft.

In der breiten Gesellschaft wird oft davon ausgegangen, dass der Kampf der Frauen, hier in der BRD, nicht mehr von Bedeutung ist. Frauen haben doch schon so viel mehr Rechte, und Gewalt würde nur in Einzelfällen stattfinden.

Das sehen wir nicht so!

Ein zentraler Aspekt dieser Debatte besteht in der ökonomischen Ausbeutung von Frauen:

Auch wenn Frauen vermehrt Lohnarbeiten und so ihr eigenes Geld verdienen, bekommen Männer weiterhin knapp 20% mehr Lohn. Der Unterschied im Rentenbezug ist sogar noch gravierender. Frauen bekommen in der BRD knapp 60% weniger Rente als Männer. Zudem verrichten Frauen ihre Lohnarbeit oftmals im Care- und Fürsorgebereich. Dieser Bereich ist chronisch unterbezahlt und findet viel zu wenig Wertschätzung in der Öffentlichkeit, obwohl es sich um eine extrem wichtige und körperlich anstrengende Arbeit handelt. So kommt es, dass Frauen oft in finanzieller Abhängigkeit von Partnern leben und somit auch Gewalt und Unterdrückung im eigenen Haushalt ausgeliefert sind.

Dies beschreibt aber nur eine Seite von Arbeit:

Zusätzlich organisieren und erledigen Frauen zu drei Vierteln die unbezahlte Pflege-, Fürsorge- und Hausarbeit. Ohne Entlohnung!

Das patriarchale System führt zu einer Trennung von Arbeit in zwei Sphären: In Sichtbare, profitable Lohnarbeit, beziehungsweise Produktionsarbeit & häufig unsichtbare, schlecht oder gar nicht entlohnte Care-Arbeit, beziehungsweise Reproduktionsarbeit.

Diese Trennung der Arbeit stellt auch männliche & weibliche Arbeiter*innen her: Wir werden als Frauen und Männer durch Einteilung in Reproduktion und Produktion zweigeteilt. Uns werden diese Rollen von vornherein zugeschrieben. Die Zweiteilung der Geschlechter ist dem System zu eigen.

Daraus folgt, dass Patriarchat & Kapitalismus unmittelbar ineinandergreifen. Die Beseitigung nur eines der Systeme stellt keine Befreiung dar, da sie beide auf Unterdrückung und Ausbeutung beruhen.

Im bestehenden System wird die Pflege- und Sorgearbeit dabei immer der Profitlogik unterworfen: entweder als private Tätigkeit, oder als schlecht bezahlte Lohnarbeit.

Daher kämpfen wir gegen Patriarchat und Kapitalismus, Systeme, die unsere Zeit und Arbeit ausbeuteten, die Einzelne von uns ausbrennen und uns einsam machen.

Wir wollen eine Neuordnung von Produktion und Reproduktion. Wir wollen das hierarchische Verhältnis aufbrechen, welches das Menschen-machen dem Plus-Machen unterordnet! Wir wollen, dass menschliche Bedürfnisse nicht länger in die „Zeit ist Geld“-Logik des kapitalistischen Systems gepresst werden. Wir wollen in einer Gesellschaft leben, die nach unseren Bedürfnissen organisiert ist.

Der Kapitalismus ist abhängig von der Care-Arbeit, der Reproduktion. Ohne Kindererziehung, Pflegearbeit, Hausarbeit oder dem Leisten emotionaler Arbeit, kann der Kapitalismus nicht weiter bestehen. Der gemeinsame Kampf der

Frauenbewegung trifft somit nicht nur das Patriarchat, sondern auch den Kapitalismus, da wir es sind, welche diese Arbeiten leisten.

Wir wollen gemeinsam Alternativen zu diesen Systemen schaffen. Ein System, in dem die Bedürfnisse der Menschen im Vordergrund stehen. Ein System, in dem Einzelne aufgefangen werden und eine solidarische Gemeinschaft besteht. Ein System, welches sich von unten entwickelt. Ein System jenseits von Patriarchat, Kapital und Staat.

Der feministische Streik ist ein wichtiges Kampfmittel auf diesem Weg. Während es in den letzten Jahren weltweit zu starken Streikaktionen kam, die von einer feministischen Bewegung getragen wurden, ist der Streikcharakter in der BRD bisher eher symbolisch. Für einen tatsächlichen Streik, der das alltägliche Leben lahmlegt und der das System trifft, fehlt es hier noch an einer Verankerung von feministischer Politik im Alltag. Das wollen wir ändern!

Seit einiger Zeit konzentrieren wir uns daher auf politische Basisorganisierung.

Wir wollen uns nicht nur selbst organisieren, als radikale Linke:

Wir wollen uns gemeinsam mit unseren Kolleginnen und mit unseren Nachbarinnen, mit unseren Müttern, Schwestern und Töchtern, mit unseren Freundinnen und unseren Genossinnen organisieren.

Wir haben bisher im Stadtteil Berg Fidel damit begonnen und Begegnungsorte für Frauen geschaffen, uns Kennengelernt und uns über unsere Bedürfnisse ausgetauscht.

Indem wir dort, wo wir leben, in solidarische Beziehungen zu unseren Mitmenschen treten und politisierende Basisarbeit machen, versuchen wir unsere Feministische Politik von unten zu entwickeln. Von unten, als unterdrückte und ausgebeutete Klasse; und von unten, im Sinne der Basis einer sozialen Bewegung.

Wir orientieren uns dabei an den realen Interessen der Frauen in unserer Nachbarschaft. Anhand von diesen Interessen wollen wir uns gemeinsam organisieren und kämpfen.

Gegen Vereinzelung und neoliberale Individualisierung, für solidarische Beziehungen. Gegen die gefühlte Unsicherheit in unserer Stadt, gegen Macker in unserer Nachbarschaft, gegen sexistische und rassistische Diskriminierung. Gegen unsere Chefs und Vermieter, die unserem selbstbestimmten Leben im Weg stehen.

Bisher stehen wir mit der feministischen Basisarbeit am Anfang. Wir wollen sie weiterentwickeln – nicht allein, sondern als Teil der feministischen Bewegung.

Unsere ersten Schritte geben uns

viel Hoffnung, dass wir so eine starke Bewegung aufbauen können. Eine Bewegung, die im Alltag verankert ist, die diesen Alltag verändern kann und so von unten Alternativen zum Bestehenden entwickelt.

Wir sind fest entschlossen diesen Weg weiter zu gehen.

Gegen Patriarchat und Kapitalismus.

Für eine solidarische Gesellschaft.